„Das Auto hat es nicht ganz so gut wie der Baum.“ (O. W. Weber, Moderation)
Inzwischen spielt sich eine gewisse Routine ein: bekannte Gesichter auf dem Podium, ähnliche Programmabläufe und vor allem viele mittlerweile vertraute Gesichter im vollen Saal. Auch neue Interessierte sind gerne willkommen: Zu Beginn stellte Herr Selle den Stand des Geschehens vor, auf Nachfragen gibt es geduldige und freundliche Antworten.
Foto: Walter Gerbracht
Neu war die Entwicklung im Verfahren. So wurden Rückmeldungen und Anregungen vorgestellt, die im weiteren Verlauf berücksichtigt werden sollen:
- Bildung von Arbeitsgruppen oder Interessensgemeinschaften, die sich intensiver mit einzelnen Themen befassen
- Vorstellung von Planungskonzepten bereits aktiver Arbeitsgruppen
- Jugendbeteiligung
Ausdrücklich seien weitere Ideen willkommen. Diese Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ist notwendige Voraussetzung für authentische Partizipation. Bemerkenswert waren in diesem Sinne auch die Zusagen von Herrn Höing, die Beteiligung im nächsten Jahr nahtlos fortzusetzen. So solle beispielsweise das Gutachterverfahren von öffentlichen Zwischenterminen begleitet werden, in denen Rückkopplung und Kurskorrekturen möglich seien.
Als Einstieg in die Themenschwerpunkte wurden die dazu in Auftrag gegebenen Gutachten vorgestellt.
Derzeit in Bearbeitung ist ein Mobilitätskonzept – eines, dass sowohl die Klinik als auch das neue Quartier umfasst. Vorgestellt wurde von Herrn Haller eine Bestandsanalyse sowie der Ausblick auf die zu erwartende Verkehrssituation. Kristallisationspunkt ist die Frage der Auto-Stellplätze: Wie viele werden benötigt, um Auswirkungen auf die umliegenden Quartiere zu vermeiden? Wie wenige können in einem autoarmen Quartier ausreichen? Dazu wurden Handlungsfelder aufgezeigt, wie das Verkehrsverhalten beeinflusst werden kann:
- städtebaulich durch Mischnutzung,
- durch eine entsprechende Erschließung: komfortabel für den ÖPNV, attraktiv für das Fahrrad und den Fußverkehr, zoniert und nur bedingt durchlässig für den Kfz-Verkehr,
- durch die Gestaltung des Parkraumangebots: Bewirtschaftung, Quartiersgaragen, Synergieeffekte eines gemeinsamen Klinik- und Quartiersparkhauses, nur wenige ebenerdige Parkplätze,
- durch die Förderung von Car-Sharing: Teilen statt Besitzen,
- durch Anreize zum Umsteigen wie z.B. ein Jobticket.
Die Untersuchung des Baumbestandes wurde von Herrn Block-Daniel vorgestellt. Insgesamt finden sich 426 Bäume auf dem Gelände, von denen der Großteil als „erhaltungswürdig“ begutachtet wurde. Von diesen sind wiederum nach Bremer Baumschutzverordnung 147 Bäume geschützt. Beeindruckend die Ausmaße der Bäume: 55 Baumarten mit bis zu 30m Höhe, 26m Kronen- und 4,60m Stammdurchmesser.
In einem dritten Beitrag zeigte Herr Höing anhand von Fotos aus den umliegenden Quartieren ein Spektrum unterschiedlicher Freiräume, die als Gestaltungselemente auf das neue Quartier übertragen werden könnten. Greifbar die Attraktivität der altbremer Straßen, eingefangen besondere grüne Oasen in einem dichten Stadtquartier und belebte Ecken und Plätze. Parkende Autos, auf den Fotos dezent hinter Grün versteckt, kennen Ortskundige in der Realität jedoch deutlich dominanter.
Mit Hinweis auf den Zeitplan wurden Zwischenfragen und Kommentare zu den Fachvorträgen von Moderator Otmar Willi Weber freundlich aber bestimmt auf ein Minimum beschränkt und auf die anschließenden Workshops verwiesen. In diesen zeigte sich das Engagement der Beteiligten in lebendigen Runden. Fachleute aus Verwaltung und Gutachterbüros verteilten sich in die verschiedenen Gruppen und unterstützten die Diskussion mit Hintergrundinformationen.
Die Ergebnisse aus den drei Mobilitäts-Workshops knüpften an die Zielrichtung des vorgestellten Gutachtens an: Schaffen eines autoarmen Quartiers mit autofreien Bereichen und Förderung des Fuß- und Radverkehrs, Car-Sharings sowie ÖPNV. Das Parken und die Auswirkungen zwischen Klinikum, neuem Quartier und Umgebung wurden als wichtige Themen benannt. Neue Ideen waren der Einsatz eines Elektro-Kleinbusses innerhalb des Quartiers, Shared Space sowie die Nutzung der vorhandenen Bunker als Parkhäuser.
Im Ergebnis der beiden Grün-Workshops wurde die hohe Bedeutung des Baumbestandes betont, die Stadt sei um die Bäume herum zu planen. Freiräume und Bäume wurden als Verknüpfungselemente des neuen Quartiers mit der Umgebung gesehen. Eine Anregung war die Idee des Urban Gardening, z.B. mit Obstbäumen und Beerensträuchern.
Zum Abschluss der Veranstaltung bot Herr Aufmkolk einen Blick über den Tellerrand auf Beispiele anderer Konversionsvorhaben. Seine Erfahrung zeige, dass Bäume nicht alleine Ehrfurcht vor der Natur gebieten, sondern auch eine nicht zu unterschätzende immobilienwirtschaftliche Bedeutung haben. Daher lautete die Empfehlung: Bäume als Maßstab der Planung ansetzen.
Mit dem Forum Mobilität, öffentlicher Raum und Natur hat sich das Bild zur Planung des neuen Hulsberg-Viertels weiter vervollständigt. Auf dem Modell des Geländes liegt nun nicht nur ein Berg Baumasse, stapelweise Verkehrsfläche und eine Menge Grün kommen dazu.
Ein Bericht von Anne Mechels (Bremerin, mit Interesse an neuen Wohnperspektiven in autofreier Umgebung und freiberufliche Verkehrsplanerin mit Interesse an partizipativen Prozessen – und auf Anfrage von Frau Herr in diesem Fall: Beobachterin der Veranstaltung für einen Bericht aus externer Sicht)
Protokoll Neues Hulsberg 1-11-2011
Präsentation Mobilität W Haller Teil 1
Präsentation Mobilität W Haller Teil 2
Präsentation Freiraumtypologien FJ Höing Teil 1
Präsentation Freiraumtypologien FJ Höing Teil 2
Präsentation Baumgutachten Block-Daniel Teil 1
Präsentation Baumgutachten Block-Daniel Teil 2
Präsentation Gerd Aufmkolk
P.S. Falls Probleme mit dem Download bestehen, bitte Eva Herr unter eva.herr@bau.bremen.de kontaktieren.