Bericht von der Veranstaltung am 8.9.2011: Städtebauliche Einbindung des neuen Hulsberg-Viertels

Er selbst erwarte das Resultat dieses Prozesses – eine Bürgerbeteiligung in solch frühem Stadium der Planung – mit Spannung, so der Moderator des Bürgerbeteiligungsverfahrens “Das Neue Hulsberg Viertel” Prof. Klaus Selle. Wie ein roter Faden zog sich dieser Satz durch die Veranstaltung am 8. September 2011, bei der es diesmal um das Thema der städtebaulichen Einbindung des neuen Quartiers in die Umgebung ging. Die Spannung, vielleicht auch die Verunsicherung, war deutlich zu spüren, sowohl bei den interessierten Bürgern, wie auch bei den Akteuren der Stadt.

  • Welche Auswirkungen resultieren aus der ökonomischen Bedingung, mit der Vermarktung der Grundstücke Erlöse für das Klinikum zu erwirtschaften?
  • Gibt es Raum für Partizipationsmodelle interessierter zukünftiger Bewohner auf dem Grundstück?
  • Welche Auswirkungen ergeben sich durch neue Nutzung des Geländes für die Nachbarschaft?

Dies waren einige Fragestellungen, die aus dem Plenum an das Podium gerichtet wurden. Bei einem üblichen Planungsablauf hätten diese Fragen anhand eines zuvor erarbeiteten städtebaulichen Entwurfes erörtert werden können. Fragen der Erschließung, der städtebaulichen Dichte, der Höhenausbildung, der inneren Organisation des Quartiers und des Umgangs von öffentlichen und privaten Freiräume wären in einem solchen Verfahren sichtbar geworden und hätten die Reaktion des Publikums hervorgerufen.

Beim Planungsprozess für das Quartier „Das Neue Hulsberg Viertel“ ist es jedoch anders: Dort sollen durch eine vorgezogene Bürgerbeteiligung, Wünsche und Bedingungen für ein im Anschluss geplantes Gutachterverfahren bereits im Vorwege artikuliert werden. Es handelt sich somit um die Umkehrung bisheriger Planungsabläufe.

Der erste Vortrag des Abends wurde von dem Projektentwickler Peter Jorzick aus Hamburg gehalten. Herr Jorzick hat bereits Erfahrungen mit vergleichbaren Projekten: Unter anderem war er an der Umnutzung eines Klinikareals in Hamburg-Barmbek beteiligt. Auf Grundlage seiner Erfahrung in Hamburg hatte Herr Jorzick für die Stadt Bremen eine Bewertung der Grundstücke und Gebäude auf dem Klinikum Mitte vorgenommen. Seiner Meinung nach ergibt sich aus dem 14 ha großen Grundstück, dass durch den Klinikneubau frei wird, ein Nettobauland von ca. 10 ha. Herr Jorzick ging bei seiner Bewertung davon aus, dass eine Bebauung zum Teil aus Bestandsgebäuden und zum Teil aus Neubauten bestehen wird. Den Erlös aus den Grundstücks- und Gebäudeverkäufen bezifferte er auf ca. 15 bis 31 Mio. Euro. Die Entwicklung eines solchen Quartiers würde einen Zeitraum von ca. 5 – 7 Jahre in Anspruch nehmen.

In einer anschließenden Diskussion wurde die in der Presse bekannt gewordene Debatte um die wahrscheinlich nicht zu erzielenden Erlöserwartungen des Klinikums in Höhe von ca. 54 Mio. Euro erörtert. Herr Jorzick erklärte, dass sich ähnliche Erlösdefizite auch in Hamburg-Barmbek ergeben hatten. In der Bilanz des Grundstückseigentümers sind die Bestandsimmobilien entsprechend ihrer Spezialnutzung und insbesondere hochtechnologischen Ausstattung bewertet. Diese Bewertung muss allerdings bei einer Umwidmung korrigiert werden, was zu entsprechenden Bilanzverlusten führen wird, die wiederum ausgeglichen werden müssen. Die anwesenden Staatsräte Mützelburg und Schuster stimmten dieser Auffassung zu.

In einem zweiten Vortrag präsentierte der Senatsbaudirektor Herr Franz-Josef Höing das Ergebnis einer ersten Volumenstudie anhand eines städtebaulichen Modells. Diese Studie ergab, dass eine Unterbringung des von Herrn Jorzick angenommenen Mindestvolumens plausibel ist.

Ein schneller Test: Passt die von Herrn Jorzick angenommene Baumasse? Bleibt Platz für Grün? Danach wird alles wieder abgeräumt, denn wir sind erst am Anfang der Planung.

Auf Grundlage des städtebaulichen Modells wurden im Anschluss an die Präsentation Fragestellungen an das Plenum für die Arbeitsgruppen gerichtet. Diese lauteten unter anderem:

  • welche Höhenentwicklung ist auf dem Gelände denkbar,
  • welche städtebauliche Dichte ist vertretbar,
  • wie und wo sind öffentliche Freiräume zu planen,
  • wie soll sich das neue Quartier mit der Nachbarschaft verknüpfen,
  • wie und wo erfolgt eine zukünftige Erschließung des Geländes.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden vorgetragen und sollen Eingang in das Anforderungsprofil des geplanten Gutachterverfahrens finden.

Bevor Frau Angela Weiskopf aus Tübingen, die zukünftige Referatsleiterin des Bereiches Mitte beim Senator für Umwelt, Bau und Verkehr in Bremen, einen Vortrag über das unter anderem von ihr mit geplanten Vaubauquartiers in Freiburg hielt, kulminierte der zu Anfang dieses Erfahrungsberichtes genannte rote Faden in einem Redebeitrag aus dem Plenum an den Senatsbaudirektor gerichtet -„Herr Höing, wir vertrauen Ihnen!“

Bericht von Michael Frenz

Protokoll Neues Hulsberg 08-09-2011
Präsentation Prof. Klaus Selle
Präsentation Franz-Josef Höing Teil 1
Präsentation Franz-Josef Höing Teil 2
Präsentation Angela Weiskopf