Wie gestaltet man ein gemischtes Quartier? Bericht vom Forum am 30. November

Als Erstes fiel mir bei diesem vierten Treffen die leicht geänderte Sitzordnung auf. Im schwungvollen Halbrund fand dieses, wieder gut besuchte Forum, zum Thema: „Wie gestaltet man ein gemischtes Quartier“ statt. Zur Einführung präsentierte Herr Selle den aktuellen Stand des Beteiligungsprozesses „Was bisher geschah“, eine Fortsetzungsgeschichte. Er freut sich über  die große Anzahl der kontinuierlich teilnehmenden interessierten Bürger und Bürgerinnen. Ging mir auch so. Weiter ging es mit einem Kurzbericht der Exkursion nach Hamburg (siehe auch Bericht auf dieser Internetseite).

Wie kann die „Jugendbeteiligung“ sichergestellt werden. Diese Frage war in den vorherigen Foren gestellt worden. Eine Antwort gab Heike Blanck vom Ortsamt Mitte /Östliche Vorstadt, zuständig für Beteiligung/Jugendbeteiligung. Sie stellte in einem bunten Beitrag gelebte Jugendbeteiligungsprojekte vor, z.B. die Neugestaltung  des Stadionbads (tolle neue Rutsche, nicht aber die Killerrutsche). Sie hatte eine Bitte an alle Beteiligten:

  • lassen sie sich auf die Sichtweise der Jugendlichen ein,
  • lassen sie die (Bau)-Vorschriften vorerst unbeachtet
  • stellen sie Kommunikation her.

Herr Lütjen, Immobilienberater, stellte vier Thesen zur immobilienwirtschaftlichen Betrachtung der Nutzungsmischung auf.  Aus seiner Sicht können durch das frühzeitige Beteiligungsverfahren neue Nutzer und Nutzungen in die Stadtmitte zurückgeführt werden.  Zielkonflikte können früh erkannt werden. Keiner möchte gern in einem Neubaugebiet wohnen, deshalb werten die vorhandenen Immobilien den Standort auf. Es soll kein Borgfeld – Ost oder ein Gesundheitspark entstehen. Die Altbestände können sehr unterschiedlich genutzt werden. Sie sind für das günstige Wohnen sehr wichtig. Büro- und Handelsflächen sind nur Ergänzungsnutzung. Im Mittelpunkt steht das Wohnen in unterschiedlichen Formen. Planungsrecht kann Nutzungsdurchmischung schaffen. Richtige Kommunikation mit Investoren ist unerlässlich. Seine Quintessenz: für die soziale Durchmischung des neuen Viertels sind die Gestaltung des Planungsrechts und die Gestaltung der Finanzen Grundvoraussetzungen.

 

Der Wirtschaftsförderer Kai Stührenberg, führte uns in die Welt der gewerblichen Nutzung ein. Zwei Wirtschaftszweige, die Kreativ- und die Gesundheitswirtschaft kommen für das neue Viertel infrage. Die Nutzung durch Kreative erfolgt in der Regel nicht im klassischen Büro, sondern in selbst entdeckten Räumen für Nutzungen wie Arbeit/Freizeit/Kultur. Kreative haben hohe Ansprüche, können aber häufig nur 3-7 € Miete bezahlen. Die Bestandsimmobilien sollten genutzt werden, die Akteure eingebunden werden. Es sollten überschaubare Flächen zu erschwinglichen Mieten bereitgestellt werden.

Betreutes Wohnen, diverse Gesundheitsdienstleistungen um das Klinikum herum, Einzelhändler/ Orthopäden, Physiotherapie usw. sind Bestandteile einer gesundheitswirtschaftlichen Nutzung. Diese sollten im intensiven Dialog mit dem Klinikum entwickelt werden.

Nach so viel Informationen über die verschiedenen Möglichkeiten wollten die Teilnehmer_innen wisse: Wie geht das jetzt eigentlich? Wie kommen wir zu einer Mischung des Neuen – Hulsberg-Viertels?

Dazu Herr Jorzick, Projektentwickler: Das wichtigste Steuerungsmittel ist die Vergabe der Grundstücke. Die städtische Gesellschaft muss als Eigentümerin bei dem Verkauf an die Investoren die Konditionen bestimmen. Die Grundstücke sollen an Genossenschaft, Wohnungsbaugesellschaften und Private abgegeben werden. Daneben sollte es eine kleinteilige Planung geben. Die Altbestände bieten die Spielräume für unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten und unterschiedliche Preise. Die Nutzung muss an die Gebäude angepasst werden nicht umgekehrt. Damit werden zu aufwendige Sanierungen vermieden. Die Gesellschafter und Berater werden viel rechnen müssen. Das Quartier soll Stück für Stück entwickelt werden.

Die vier Arbeitsgruppen tauschten sich im ersten Schritt über ihre unterschiedlichen Wohnerfahrungen aus.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zu der Art der Nutzung des Quartiers und der Verträglichkeit der unterschiedlichen Nutzung waren zum großen Teil übereinstimmend. Alle haben sich mit der Frage der Regelung von Konflikten beschäftigt. So soll es verschiedene Zonen für Wohnen und gewerbliche Nutzung geben. Welche Art der Bebauung ist hierbei hilfreich? Ein Quartiersverein soll gegründet werden. Das soziale Miteinander soll organisieren werden. 80% der Flächen sollten dem Wohnen vorbehalten sein. Soziale Mischung durch sozialen Wohnungsbau sicherstellen. In welchen anderen Städten gibt es positive Beispiele? Gibt es Möglichkeiten die Altbestände zwischen zu nutzen? Die Baukörper sollen für unterschiedliche Nutzungen konzipiert werden und der Ausgangspunkt ist eine kleinteilige Grundstücksvergabe. Viele Frage und Aufgaben für die Gutachter.
Ich bin gespannt auf das nächste Forum am 1. Februar 2012.

Bericht von Anke Kozlowski

Protokoll Neues Hulsberg 30-11-2011
Präsentation K Selle
Präsentation Immobilienwirtschaftliche Betrachtung J Lütjen
Präsentation Gewerbenutzung K Stührenberg
Präsentation Mischung im Quartier FJ Höing
Präsentation Baugruppen R Schendel

Außerdem hat Eva Herr von der Hamburg-Exkursion berichtet, von Heike Blanck gabe es ein Statement zur Jugendbeteiligung.