Großes Interesse erzeugte das Angebot eines Spaziergangs über das Klinikgelände mit Ortsamt, Stadtplanung und Denkmalpflege am 19. und 25. Mai. Den vielen Bürgerinnen und Bürgern, einige davon Baufachleute, einige mit Projektideen, viele mit dem Gedanken, dort einmal wohnen zu können, wurde ein architektonisch bunt gemischtes, von einer parkartigen Landschaft durchzogenes Areal näher gebracht, das viele kaum kennen, weil es bisher noch eine abgeschlossene Insel mitten im Quartier ist.
Was passiert mit den alten Gebäuden? Bleiben sie erhalten und stehen sie unter Denkmalschutz? Wer könnte sie nutzen und wie? Vor allem dies wurde Prof. Georg Skalecki vom Landesamt für Denkmalpflege gefragt. Unter Denkmalschutz stehen die drei großen Backsteinbauten an der St. Jürgen Straße: die Augenklinik, die Innere Medizin sowie die „Alte HNO“ (die heutige Krankenschwesterschule mit dem Café 2000). Die Pathologie Am Schwarzen Meer ist denkmalpflegerisch interessant, wurde jedoch nicht unter Schutz gestellt. Aber auch darüber hinaus wird deutlich: Die Bürgerinnen und Bürger wollen das Neue Hulsberg Viertel vom alten Bestand her weiterentwickeln. Die Augenklinik, die Pathologie, die Dermatologie und das alte Schwesternhaus müssen nun erstmal genau untersucht und bewertet werden. Dann kann beantwortet werden, was man aus diesen Gebäuden machen kann. Wie die Überseestadt aber bereits zeigt, bieten alte Gebäude, saniert und energetisch modernisiert, eine Vielzahl von Nutzungsmöglichkeiten und werten, wo sie erhalten bleiben, ihre Umgebung auf. Aber nicht nur die Altbauten, auch der Bunker an der Augenklinik weckte Interesse; er bietet im Innern und auf dem Dach viel Platz für Leute mit vielen Ideen. Schwieriger ist die Frauenklinik aus den achtziger Jahren. Sie steht ungünstig, ist groß und kompakt mit vielen Räumen ohne Fenster, könnte praktisch nur im Klinikbetrieb fortgeführt werden. Und der Park? Steht die parkartige Landschaft der Verdichtung des Geländes im Weg? Neubebauung wird in großem Umfang notwendig sein, um ein lebendiges Quartier zu erschaffen. Auch Ertrag muss erzielt werden, so wurde deutlich, denn das Gelände steht in der Bilanz der Kliniken. Trotzdem der Wunsch vieler: Jedenfalls ein wenig Park, vielleicht im Zentrum, sollte schon sein.
Wenn der Klinikneubau nach Zeitplan läuft, werden die Flächen erst Ende 2014 frei. Interessierte wollen aber schon vorher wissen, wie sie sich vernetzen können, wie sie Bauherrengemeinschaften gründen können, wen sie deshalb fragen können. Auch dies herauszufinden, war Ziel des Spaziergangs. Hier müssen sich bald Strukturen bilden, auch zentrale Anlaufstellen für Fragen und Kontakte. Ein erster Verein hat sich vor wenigen Tagen gegründet und sich dies zur Aufgabe gemacht.
Doch Selbstorganisation und Projekte selber realisieren ist nicht für alle das Richtige. Auch dies ist klar: Günstiges Wohnen zur Miete und soziale Mischung sind ebenso gewollt. Das muss und kann die Stadt über unterschiedliche Kriterien, nach denen sie die Grundstücke verkaufen darf, berücksichtigen. Hier ist die Stadt in der Pflicht und es sind auch professionelle Investoren gefragt, die nicht nur auf maximale Rendite schauen. Mögen auch sie sich in den Prozess einbringen!
Bericht von Andreas Mackeben