Foto: Andreas Holling
Am 11. April um 19 Uhr fand die Auftaktveranstaltung für das Bürgerbeteiligungsverfahren “Das Neue Hulsberg Viertel” im Hörsaal der Inneren Medizin im Krankenhaus Bremen Mitte statt. Wir stellen hier eine Zusammenfassung zur Verfügung sowie einige Links und Downloads von Präsentationen und beispielhaften ähnlichen Projekten.
Die Entwicklung des neuen Hulsberg Quartiers ist ein ehrgeiziger Plan und eines der größten Entwicklungsvorhaben in Bremen für die kommenden 10 Jahre. Es geht um nicht weniger als 14 Hektar in einem dicht bebauten Umfeld in der Nähe der Innenstadt. Deshalb steht am Beginn des Beteiligungsverfahrens die Verständigung auf die Rahmenbedingungen und die grundsätzlichen zukünftigen Qualitäten des Neuen Hulsberg Viertels. Dabei gibt es eine Reihe von Ansprüchen von unterschiedlichen Seiten, die es miteinander zu verbinden gilt:
Auf der einen Seite soll der Erlös zur langfristigen Stabilisierung und Finanzierung der Klinikums Bremen Mitte beitragen. Auf der anderen Seite steht der Wunsch nach dem größtmöglichen Erhalt von bestehenden (und zum Teil denkmalgeschützten) Gebäuden, eine klimaneutrale Entwicklung, eine ausgewogene Mischung von Alters- und Einkommensgruppen, sowie eine gelungene Integration des Krankenhauses in ein dicht besiedeltes Wohngebiet mit ambulanten Ärztezentren, altersgerechtem Wohnen und Möglichkeiten der aktiven Freizeitgestaltung.
Foto: Andreas Holling
Auf dem Podium gaben folgende Personen Auskunft über den Stand der Planungen und standen Rede und Antwort auf die Fragen der zahlreich erschienenen Interessenten:
> Reinhard Loske, Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa
> Dieter Mützelburg, Staatsrat der Senatorin für Finanzen
> Franz-Josef Höing, Senatsbaudirektor und Geschäftsführer der Grundstücksentwicklung Klinikum Bremen-Mitte
> Robert Bücking, Leiter Ortsamt Mitte/Östliche Vorstadt
> Peter Rüdel, Beirat Östliche Vorstadt
> Priv.-Doz. Dr. Diethelm Hansen, Geschäftsführer der Gesundheit Nord
> Prof. Dr. Klaus Selle, Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung an der RWTH Aachen
Moderiert wurde die Veranstaltung von Otmar Willi Weber
Von Seiten des Finanzressorts wurden zum jetzigen Zeitpunkt keine Zahlen genannt, wie hoch ein potenzieller Verkaufserlös ausfallen sollte. Man solle das Neue Hulsberg Viertel vielmehr als ein mehrfaches Geschenk betrachten an die Bürger, das Krankenhaus und die Stadt. Es gilt nun alle Potenziale dieses Geschenks ausgewogen zu nutzen.
Aus diesem Grund wurde das Projekt nicht – wie es andernorts möglicherweise der übliche Weg gewesen wäre – in die Hände eines kommerziellen Entwicklers gegeben. Vielmehr hat die Stadt Bremen den mutigen Schritt unternommen, die Rahmenbedingungen auf der Basis eines Bürgerbeteilligungsverfahren selber zu definieren.
Aus diesem Grund waren mögliche Formen eines solchen Beteiligungsverfahrens von großem Interesse. Prof. Klaus Selle, der auf umfangreiche Erfahrungen aus einer Vielzahl ähnlicher Projekte zurückgreifen kann, hat den Anwesenden drei mustergültige Projekte vorgestellt, von denen Bremen lernen könnte:
Aus München wurde unter anderem die Umnutzung von zwei ehemaligen Bundeswehrkasernen (Ackermannbogen) beschrieben. Das Beteiligungsverfahren war hier zu Beginn eher offen und locker organisiert, um Vorgaben für die professionellen Planer zu machen. Im Anschluss daran wurde dann in intensiver und jahrelanger Arbeit ein gemeinsames Konzept mit Bürgern und Planern entwickelt, bei dem nicht nur die konkrete Bebauung von Bedeutung war, sondern auch Initiativen zur sozialen Entwicklung einer funktionierenden Nachbarschaft in dem neuen Viertel. Bemerkenswert ist hier auch, dass ein nicht geringer Teil der neuen Wohngebäude von den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner selbst gebaut wurde (Genossenschaften/Baugruppen).
In Freiburg wurde in den vergangenen Jahren ebenfalls ein Kasernengelände neu entwickelt. Hier war der Beteiligungsprozess so angelegt, dass alle Interessensgruppen im Laufe der Planungszeit in einen gemeinsamen Lernprozess eingebunden waren und gemeinsam “schlauer geworden sind”. Im Mittelpunkt der Planungen stand dabei ein hoher Anspruch an die Nachhaltigkeit mit einem entsprechenden Mobilitätskonzept, autofreien Teilquartieren bis hin zu einer Solarsiedlung. Bindeglied zwischen allen Beteiligten war der Verein “Forum Vauban” in dem der Prozess kanalisiert, gebündelt und moderiert wurde.
Zuletzt wurde das Beispiel Zürich genannt, wo ein ehemaliges Industriegebiet in unmittelbarer Nachbarschaft zur Innenstadt neu genutzt werden sollte. Das Besondere in Zürich war dabei das sogenannte 8-Bänke-Prinzip, bei dem jede Interessengruppe einen Vertreter stellen konnte um so eine funktionierende und effektive gemeinsame Arbeitsgruppe zu bilden. Um nun die richtige Form für Bremen zu finden, kann man aus diesen Beispielen lernen, dabei muss jedoch eine für Bremen spezifische Form der Beteiligung entwickelt werden.
In der anschließenden Fragerunde wurde viel Zustimmung zu dem nun eingeschlagenen Weg der Bürgerbeteiligung deutlich. Ebenso deutlich wurden die Eckpunkte einer zukünftigen Planung aus Sicht der Bürger. Dabei wurden nicht unbedingt große Widersprüche sichtbar zu den vorher bereits genannten Kriterien von Seiten der Teilnehmer auf dem Podium. Es wurde aber betont, dass die Finanzinteressen der Stadt und der Klinik nicht die alleinigen Faktoren sein könnten, die schlussendlich den Ausschlag geben, wenn es zu konkreten Entscheidungen kommen wird. Das große Interesse macht jedoch Mut, dass dieses Beteiligungsverfahren erfolgreich verlaufen wird: Trotz des schönen Wetters hatten weit mehr als 100 Bürgerinnen und Bürger den Weg in die Innere Medizin gefunden.
Abschließend wurden die nächsten Schritte bekannt gegeben und mit konkreten Terminen versehen:
TERMINE
Nach der Sommerpause wird es Workshops geben, in denen das grundsätzliche städtebauliche Programm gemeinsam entwickelt werden soll. Dieses Programm bildet die Grundlage für einen stadtplanerischen Wettbewerb, der Beginn des kommenden Jahres stattfinden soll. Termine werden auf der Website bekannt gegeben.
LINKS ZU REFERENZPROJEKTEN
Ackermannbogen (München)
Portal der Stadt München
Quartiersportal Ackermannbogen
Stadtspaziergänge und Informationen
Stadtforum Zürich
Schlussbericht Teil I
Schlussbericht Teil II
Schlussbericht Teil III
Vauban (Freiburg)
Portal der Stadt Freiburg
Forum Vauban
Bericht von Florian Pfeffer