Alle sind gespannt!

Bericht zur öffentlichen Präsentation der Wettbewerbsbeiträge zum Freiraumplanerischen Wettbewerb Neues-Hulsberg-Viertel

Von Anna Kreuzer (GEG). Am 24. Januar versammelten sich etwa 100 Personen der Stadtöffentlichkeit im Hörsaal der Inneren Medizin – Bürgerinnen und Bürger, Investorinnen und Investoren, Interessierte, Aktive, Politikerinnen und Politiker, Expertinnen und Experten, Laien und potentielle Bewohnerinnen und Bewohner des Neuen-Hulsberg-Viertels, die teilweise zum ersten Mal bei einer Veranstaltung im Rahmen der Planung des neuen Quartiers teilnahmen, teilweise aber auch schon seit langem das Projekt begleiten. Sie alle waren gespannt auf die Entwürfe der fünf Landschaftsarchitekturbüros, die am freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb teilnahmen und seit September 2018 ihre Ideen für die öffentlichen Außenraumflächen des neuen Quartiers entwickelten – die grüne Mitte, das Herzstück des Neuen-Hulsberg-Viertels sowie die davon abgehenden Spangen, die verschiedene Nutzungen aufnehmen sollen. Aber auch die Verkehrsflächen sowie das St.Jürgen-Quartier im Süd-Westen – welches auf privaten Flächen realisiert wird – sollten dabei mitgedacht werden.

Eröffnet wurde der Abend durch Florian Kommer, Geschäftsführer der Grundstücksentwicklung Klinikum Bremen-Mitte GmbH & Co. KG (GEG), die den Wettbewerb initiiert hatte. Besonders den „intensiven Dialog mit der Zivilgesellschaft“, der im Vorfeld zum Wettbewerb stattgefunden hatte, hob Kommer hervor. Des Weiteren begrüßte auch Bausenator Lohse die Anwesenden: „Dies ist ein besonderer Moment (…) und ich freue mich auf die Veränderungen“, waren seine Worte. Aber auch der Hinweis darauf, dass ein Fokus auf eine Innenentwicklung nicht im Widerspruch zu qualitativem Grün stehe, war ihm besonders wichtig.

Das Wettbewerbsverfahren

Christoph Theiling, vom Büro protze + theiling, die den Wettbewerb betreuten, führte als Moderator durch den Abend, wies noch einmal auf die Wichtigkeit der Anonymität der Entwürfe hin und übergab das Wort an Käthe Protze, ebenfalls vom Büro protze + theiling. In einer kurzen Zusammenfassung erklärte sie noch einmal den Verlauf des Wettbewerbsverfahrens: Nach der Auslobung am 11.09. hatte es am 25.09. ein Rückfragenkolloquium für die eingeladenen Büros gegeben. Am 10.12. waren die Arbeiten beim Büro protze + theiling anonymisiert eingegangen, so dass zum Zeitpunkt der öffentlichen Präsentation niemandem bekannt war, welcher Entwurf von welchem Büro kam. Dies werde, so erklärte Protze, erst am darauffolgenden Tag im Anschluss an die Jurysitzung bekannt gemacht.

Protze rief in einer kurzen Präsentation außerdem noch einmal die wichtigsten Anforderungen an die Beiträge in Erinnerung: Es war ein Freiraumkonzept und ein strategischer Ansatz gefordert, der Spiel- und Bewegungsflächen sowie Multifunktionsflächen beinhaltet, aber auch respektvoll mit dem vorhandenen Baumbestand umgeht. Daneben waren Themen wie ein Entwässerungskonzept, eine Hubschrauber-Ersatzlandestelle, der Denkmalschutz und die Wirtschaftlichkeit der Herstellung sowie der Pflege des Außenraums von besonderer Bedeutung. Aber auch die Schwerpunkte, die sich aus den Beteiligungsverfahren ergeben hatten – eine grüne Vernetzung mit den benachbarten Stadtteilen, der Wunsch nach dem Erhalt möglichst vieler Bestandsbäume, die Berücksichtigung von unterschiedlichen Gruppen und die Idee der Gemeinschaftsgärten – waren den Landschaftsarchitektinnen und -architekten mit auf den Weg gegeben worden.

 

Die Entwürfe

Und dann war es endlich soweit: Die Vorstellung der eingereichten Arbeiten konnte beginnen!

Entwurf 1: HulsBERG

Der erste Entwurf stach durch sein prägnantes Motiv der Düne, also des „HulsBERGS“ hervor, die sich von West nach Süd, entlang der Grünen Mitte zieht und das Gebiet so topografisch gliedert. Des Weiteren nehmen die Spangen verschiedenen Nutzungen, wie Obstwiesen, Gärten, Spielflächen, Ruhezonen und weitere, auf. Es sollen so verschiedenen Qualitäten des Aufenthalts entstehen.

Entwurf 2: Klare Strukturierung

Der zweite Entwurf gliedert das Gebiet durch eine klare Strukturierung, die durch den Einsatz von Bäumen erreicht wird. Auch hier sollen die Spangen verschiedene Nutzungen aufnehmen, die durch Hecken voneinander abgegrenzt sind und mit roten Möbeln staffiert werden sollen.

Entwurf 3: Birkenstangenwald

Entwurf drei hingegen hebt sich durch das Motiv eines Birkenstangenwaldes hervor, der verschieden Spiel- und Klettermöglichkeiten sowie Aufenthaltsorte aufnehmen soll. Des Weiteren soll ein schwebendes Bord als Abgrenzung zur Hauptachse und dem darauf stattfindenden Fahrrad- und Fußgängerverkehr dienen und gleichzeitig Sitzmöglichkeiten schaffen.

Entwurf 4: Hulsberg-Campus

Der vierte Entwurf ist angelehnt an einen Campus-Gedanken. Hier soll vielfältiges Angebot entstehen. Die Flächen sind unterteilter und stärker durch Wege abgegrenzt. Ein besonderes Element des Entwurfs ist der Hängematten-Wald am südwestlichen Eingang des Quartiers.

Entwurf 5: Tiny Forest und Hulsberg Box

Entwurf fünf arbeitet mit zwei besonderen Elementen. Zum einen soll nordöstlich der Grünen Mitte ein sogenannter „Tiny Forest“ entstehen, der durch eine besonders dichte Bepflanzung ökologisch wertvoll und als besonderes Element erlebbar werden soll. Des Weiteren ist die „Hulsberg Box“, ein rotes, h-förmiges Möbelstück, im Gebiet verteilt und kann verschiedene Nutzungen aufnehmen. Sie soll somit identifikationsstiftend für das Quartier sein.

Rückfragen und Kommentare

Im Anschluss an die Vorstellung der Entwürfe gab es nun die Möglichkeit zum einen Fragen dazu zu stellen, zum anderen die Beiträge zu kommentieren. So gab es beispielsweise eine Rückfrage zum größtenteils denkmalgeschützten Zaun, der das Gebiet umgibt: „Wie gehen die fünf Entwürfe mit diesem um?“, fragte beispielsweise einer der Anwesenden. Alle fünf Entwürfe erhalten diesen größtenteils, nur an den Eingängen zum Quartier soll dieser geöffnet werden. Auch zu den Baumstandorten gab es Rückfragen. So interessierten sich die Anwesenden insbesondere für die Verteilung der Bäume, aber auch für das Verhältnis zwischen Baumbestand und neuen Bäumen. Etwa 120 Bäume müssen laut Bebauungsplan und Städtebaulichen Vertrag erhalten werden. Andere werden der Bebauung weichen müssen, für diese so wegfallende Bäume sollten im Gebiet neue Standorte gefunden werden, um diese zu ersetzen und ein weiterhin grünes Gesamtbild des Quartiers zu gewährleisten. Der Ersatzlandeplatz für den Hubschrauber des Klinikums, so stellte sich auf Rückfrage heraus, besteht lediglich aus einer 400 m² großen freien Fläche, die somit entweder in eine grüne Wiese oder eine der anderen Flächen integriert sein kann. Diese Frage stellte sich, da dies aus den Plänen nicht immer direkt hervorging.

Ein Bürger wies darauf hin, dass keiner der Entwürfe überdachte Aufenthaltsmöglichkeiten vorsah, dies jedoch aufgrund des Bremer Wetters durchaus sinnvoll sein könnte. Und auch die Vorzonen vor den Gebäuden wurden thematisiert. Diese wurden von den teilnehmenden Büros nur sehr sparsam behandelt. Das Element des Tiny Forest wurde noch einmal als „spannendes Element“ durch einen Teilnehmenden hervorgehoben, jedoch mit dem Hinweis, dass der Effekt und die Erlebbarkeit durch die geringe Größe ausbleiben könnte.

Vielen Dank für den erfolgreichen Abend!

Am Ende der Veranstaltung erhielt Senatsbaudirektorin Iris Reuther das Wort, erläuterte die nächsten Schritte – das Auswählen eines starken Bildes für das Quartier und die fachliche Ausarbeitung des Entwurfs – bedankte sich bei allen Beteiligten und übergab das Mikro an Florian Kommer, der sich für die spannende und interessante Präsentation bei Käthe Protze und Christoph Theiling bedankte.

Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten in der MARKTHALLE ACHT, 15.02. – 02.03.2019
Die fünf Wettbewerbsbeiträge sollen nach dem Juryurteil öffentlich ausgestellt werden. Die Ausstellung ist in der MARKTHALLE ACHT geplant für den Zeitraum Freitag, 15.02., bis einschl. Samstag, 02.03.2019.