Die dritte Spezialveranstaltung, die unter der Überschrift „Bremen baut Gemeinschaft“ stand, sich also rund um das Thema Baugemeinschaften drehte, war außerordentlich gut besucht. Das Thema Baugemeinschaften stößt in Bremen offensichtlich auf großes Interesse.
Nach einer kurzen Begrüßung und thematischen Einleitung durch die Senatsbaudirektorin Iris Reuther übernahm Christoph Theiling das Wort und moderierte gewohnt kundig und unterhaltsam durch den Abend.
In dem sehr gut besuchten Ausstellungsraum beim Bausenator wurden so viele neue Gesichter gesehen wie lange nicht mehr. Drei Viertel der Gäste gaben an, dass sie durch eine Baugemeinschaft gerne Eigentum erlangen möchten. Während einige der Anwesenden sich bereits in Baugemeinschaften zusammengefunden haben, suchen andere noch Anschluss.
Um dieses zu unterstützen, richtete der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr im vergangenen
Jahr eine Koordinierungsstelle für Baugemeinschaften ein, die durch Thomas Czekaj vertreten ist.
Czekaj präsentierte grundlegende Informationen zum Thema Baugemeinschaften, skizzierte
die Aufgaben der Koordinierungsstelle, die Anlaufstelle für Baugemeinschaften und für Einzelpersonen
mit Interesse an diesem Thema ist, und stellte bereits realisierte Projekte im Raum Bremen vor.
Zudem erläuterte er die unterschiedlichen Motive, die zur Bildung einer Baugemeinschaft führen können, und benannte gängige Rechts- bzw. Organisationsformen von Baugemeinschaften.
Als konkrete Aktivitäten benannte er die Einrichtung einer Internetseite, auf der Informationen zum Thema „Baugemeinschaften“ und künftig auch ausgeschriebene „Baugemeinschafts-Grundstücke“ und Terminankündigungen zu finden sind. Dort wird auch ein Newsletter angeboten und ein „Interessentenformular“ steht als Download zur Verfügung. Dieses dient der Einschätzung des Interesses an und der Organisation von Baugemeinschaften. Das von Gruppen oder auch Einzelpersonen ausgefüllte und unterschriebene Interessentenformular wird im Service-Center Bau in einem Ordner mit der Bezeichnung „Baugemeinschaftsbörse“ abgeheftet und ist so für andere
Suchende einsehbar.
Zur Organisation der Vergabe von Baugemeinschaftsgrundstücken wird zurzeit an einem Kriterienkatalog gearbeitet, der u. a. das Gemeinschafts-, das Wohnungs- und Gebäudekonzept und das Finanzierungskonzept bewertet. Es wird angestrebt, dass die bremischen Einrichtungen, die Grundstücke und Immobilien aus städtischem Besitz veräußern, diesen Kriterienkatalog bei den
Vergabeverfahren anwenden. Ziel ist es, Diversität im Sinne einer heterogenen Bewohnerstruktur und die Flexibilität der Gruppen, sprich die Anpassung an die Erfordernisse des Ortes, zu fördern.
Ein wesentlicher Aufgabenschwerpunkt der Koordinationsstelle liegt in der Beratung. Interessenten können die Möglichkeit einer Erstberatung – auch über die weiterführende Unterstützung durch Dritte -wahrnehmen. Sowohl vor, als auch nach der Grundstücksvergabe können sich Baugemeinschaften an die Koordinierungsstelle wenden.
Die aktuell bekannt gegebenen Termine, auf denen sich die Koordinierungsstelle präsentiert, sind der LBS-Immobilientag am 8. und 9. März und der Baugemeinschaften-Tag am 14. Juni 2014. Weitere Termine sind in Planung.
Alle Informationen zur Koordinierungsstelle sowie das Interessentenformular finden Sie hier (Link/ oder: http://www.bau.bremen.de/info/baugemeinschaften)
Mit einem kurzen Beitrag zur Grundstücksthematik kam auch Florian Kommer zu Wort. Er machte deutlich, dass das Projekt Neues Hulsberg-Viertel noch nicht soweit fortgeschritten ist, als dass man schon konkrete Aussagen zu möglichen Grundstücken und Parzellierungen treffen könnte. In diesem Kontext verdeutlichte er auch noch einmal den aktuellen Zeitplan, welcher sehr am Krankenhausneubau orientiert ist.
140212_Baugemeinschaften_Hulsberg
Die Referatsleiterin Bremen-Mitte, Angela Weiskopf zeigte am Beispiel anderer Städte bereits realisierte Bauten, welche in Gemeinschaft errichtet wurden. Besonderes Augenmerk war hier auf ein altes Militärgelände in Tübingen gerichtet, das im Schwerpunkt für Baugemeinschaften ausgeschrieben
wurde, das „Französische Viertel“.
Einen sehr spannenden und lebensnahen Einblick in ein solches Projekt bot auch Dörthe Halves, welche ebenfalls beim SUBV arbeitet. Sie ist selbst Mitglied einer Baugruppe, die ihr Bauvorhaben mittlerweile realisiert hat.Den Werdegang des Projektes „Villa P“ und die Erfahrungen, die sie in dem
Projekt gesammelt hat, trug sie sehr unterhaltsam mit einer Powerpoint-Präsentation vor, die wir aus urheberrechtlichen Gründen leider nicht veröffentlichen können.
Nach den Präsentationen wurden die Werkstattgespräche begonnen: An zwei Tischen diskutierten die Besucher mögliche Grundstücke und Parzellierungen für Baugemeinschaften am Lorenzen-Plan, wobei auch Bestandgebäude berücksichtigt wurden. Um einen weiteren Tisch herum fanden sich
all jene zusammen, die grundsätzliche Fragen zu Baugemeinschaften stellen wollten.
Aus den Gesprächen konnte man entnehmen, dass es bereits einige Baugruppen in Bremen gibt, die seit längerer Zeit ein geeignetes Grundstück suchen.
Eine interessante Diskussion löste auch die Frage danach aus, ob sich erst die Gruppe finden sollte, oder man sich zuerst am Grundstück orientiert und eine dementsprechende Gruppe sucht.
Um eine Orientierung für die Größe des benötigten Grundstückes und für die darauf realisierbaren Wohneinheiten zu erhalten, wurden “Gebäudepuzzlestücken” erstellt, die von den TeilnehmerInnen probeweise verortet werden konnten. Dabei stellte sich heraus, dass es eine gewisse Tendenz zu Größenordnungen von 12 bis 20 Wohneinheiten gab.
Bei einer Abstimmung war sich die Mehrheit der Anwesenden einig: Gemeinschaftliches Bauen sollte überall möglich sein, vorab ausgewählte Areale oder eine Konzentration der Baugemeinschaften in einem Baufeld werden eher nicht befürwortet.